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Vom meditativen Umgang mit schwierigen Menschen

Und wie, zur Hölle, hat Gandhi das geschafft? 

 

Der Umgang mit schwierigen Menschen…

Tja… wir kennen sie wahrscheinlich alle, diese Menschen, bei denen wir alles andere als gelassen bleiben können. Menschen oder auch Situationen, die einfach unangenehm sind, über die wir danach noch lange nachdenken und die viel Negatives, seien es Gedanken oder Gefühle, in uns auslösen.

 

Es ist der alte Mann auf der Straße, der mich anpampt, weil ich mit dem Fahrrad langsam durch die Fußgängerzone fahre. Eine Fußgängerzone allerdings, in der Fahrradfahren erlaubt ist. Es ist das Hupen der Frau hinter mir im Auto, während ich für sie viel zu langsam über die Ampel fahre, weil ich den zweiten Gang nicht reinbekomme und mehrmals ansetzen muss. Es ist die Arzthelferin, die mich anmacht, weil ich den Termin für sie zu spät abgesagt habe und mir jetzt ein schlechtes Gewissen macht. Es sind Chefs, Nachbarn, Schwiegereltern, Fremde oder sogar auch unsere Partner…  Und es sind vor allem Themen von anderen, die dann leider in bestimmten Momenten zu unseren werden. Und in mir ihr Unheil anrichten, wenn ich nicht achtsam mit ihnen umgehe.

 

Wie würde Gandhi damit umgehen?

Wenn ich an solche Situationen denke, dann kommt mir immer Gandhi in den Sinn, dessen Leben voller solcher Momente war. Und der nie zurückgeschlagen hat, ganz im Gegenteil. Der einen Umgang mit ihnen nach Innen und nach Außen gefunden hat, der nicht nur für die Welt, sondern auch für ihn selbst extrem heilsam war.

 

Was hat er getan, wie ist hier der meditative Weg? Was kann ich von ihm zum Umgang mit schwierigen Menschen lernen?

 

Deine Vorgehensweise

Solltest du auch hin und wieder mal solchen Momenten und Personen ungeschützt ausgesetzt sein, und du kannst eben nicht gleich darauf sagen “scheiß drauf”, dann ist das ab heute deine neue Vorgehensweise:

 

1) Ganz klar, du setzt dich hin und kontemplierst. Was bitte? Na ja… du reflektierst die erlebte Situation, denkst darüber nach. Tust du ja sowieso, doch diesmal bitte auf eine lösungsorientierte Art und Weise.

2) Du schaust dir die rübergebrachten Emotionen und Handlungsmuster des anderen an.

3) Du versetzt dich in den anderen hinein  und egal, ob du es selbst so machen würdest oder nicht, fragst du dich: Kannst du seine Motivation oder sein Denken verstehen? Und hier muss ich noch einmal kurz betonen, dass Verstehen nichts mit Verständnis zu tun hat. Ziehe jetzt Vergleiche zu dir oder zu ähnlichen Situationen. Frag dich: Hast du das so oder so ähnlich nicht auch schon getan bzw. empfunden?

 

Beispiel

Gehen wir das kurz an dem alten Mann durch, der mich in der Fußgängerzone angemacht hat:

Was passiert in meinem Kopf ohne Reflektion?

Hier ein ganz kleiner und sehr persönlicher Einblick in meine unreflektierte Gedankenwelt. Ganz klar, ich fühle mich und mein Ego angegriffen. Der hat mir doch gar nichts zu sagen, und überhaupt, wie redet er denn mit mir, und dabei hat er nicht mal Recht. Warum habe ich nicht gleich zurückgepampt, oder ihn am besten zu dem Schild gezerrt, damit ich ihm schwarz auf weiß zeigen kann, dass er Unrecht hat und ich Recht? Dass solche alten Menschen aber auch nichts anderes zu tun haben…

 

Stattdessen tue ich Folgendes:

1) Ich nehme mir Zeit zum Nachdenken und versetze mich in ihn und seine Situation.

2) Ich sehe seine Wut und seinen Ärger, und dass er ihn in dem Moment nicht anders ausdrücken konnte, als mir gegenüber die Stimme zu erheben. Ich erkenne, es hat nichts mit mir zu tun. Vielleicht fällt ihm eine wertschätzende Kommunikation auf Augenhöhe schwer. Da wäre er ja nicht der einzige.

3) Ich frage mich, ob es mir manchmal genauso geht. JA! Nicht nur wähle ich manchmal anderen gegenüber den falschen Ton, sondern kann ganz genau sagen, dass ich mich auch ärgere, wenn ich in Bornheim über den Markt gehe, und dann quetscht sich da noch ein Fahrradfahrer durch die engen Reihen. Doch wirst du jetzt vielleicht sagen: Ja, aber auf dem Markt darf man laut Regelwerk ja auch gar nicht fahren, während du in deiner Geschichte nicht im Unrecht warst. Ja… da gebe ich dir Recht. Doch, der alte Mann wusste es nicht besser, er dachte, er hätte Recht. Und dann kann ich mich auch wieder wie im Punkt Drei fragen, ob es mir manchmal nicht genauso geht. Und da muss ich gestehen, auch ich irre mich zuweilen.

 

Was passiert, wenn ich so mit solchen Herausforderungen umgehe? Was verändert sich?

Wir stellen mit der Zeit fest, dass wir mit diesen Personen mehr gemein haben, als wir womöglich auf den ersten Blick gedacht hätten. Es lohnt sich immer ein weiterer Blick. Es geht darum, die Beweggründe des anderen zu erkennen, um dann Mitgefühl zu entwickeln. Denn eines ist ganz klar:

 

Wir sind nicht besser als andere, tatsächlich sind wir alle gleich.

 

Gandhi lässt grüßen.

 

Möchtest du deine Fähigkeit trainieren, anderen Menschen weniger verurteilend und anstelle davon mit mehr Mitgefühl zu begegnen, dann ist diese Meditation unseres Podcastes MINDFUL MINUTES genau etwas für dich.

 

PODCAST
# 13 Eine Meditation über Mitgefühl 

Kennst du das auch, wenn es dir schwerfällt, das nötige Gespür und das nötige Mitgefühl für dein Gegenüber aufzubringen? Und du eigentlich nur am (ver)urteilen bist. Diese Meditation gehört in diese Welt und ist aktueller denn je. Sie betrifft einen jeden von uns. Es ist egal, ob Freund oder Feind. Lass deinen Blick wohlwollender werden. Für dich und für den anderen.

 

 

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Dani

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