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An das Leben…

… wer weiß, was morgen ist. 

 

Vor einem halben Jahr, bei Claras Geburt, hast du mir bewiesen, wie grauenvoll tückisch und vergänglich du sein kannst. Dass Vertrauen nicht ausreicht, und es ein “alles wird gut” nicht zwangsläufig geben muss.

 

Eben bringe ich Clara ins Bett und frage mich, was davon übrig geblieben ist. So vieles steckt noch in mir drin. So dunkel kannst du sein. Wenn die Verlustangst mich bedrohlich schlagartig einholt, da Clara in meinen Armen liegend keine Luft mehr bekommt. Und ich nur tatenlos hoffen kann, dass alles gut ausgeht. Oder wenn ich mich mit einem Gefühl voller Bedrückung frage, wie lange wir wohl diesmal zu Hause bleiben können, bevor uns die Klinik wieder jegliche Selbstbestimmung nimmt.

 

Ja, das Leben ist schwerer geworden. Düsterer.

 

Und auf der anderen Seite so viel heller, leichter, zufriedener. Denn du hast mir auch gezeigt, dass es sich lohnt, zwei Mal hinzuschauen, wenn die Sonne durch das mittlerweile bunte Blätterdach der Baumkronen scheint. Tief durchzuatmen. Im Moment zu sein und hier zu genießen, weil ich keine Ahnung habe, was morgen sein wird.
Du hast mich auch gelehrt, dass ich mich täglich schön mache und schön fühle, und jeden Tag die beste, ja meine Lieblingskleidung trage. Warum aufschieben? Wer weiß, was morgen ist.
Und ich an meine Haut und die meiner Tochter nur Ausgewähltes lasse, das, was uns eben gut tut und worauf ich vertrauen kann. Wer weiß, was morgen ist.
Ich esse Nahrung, die mich gesund hält. Mich und meinen Körper. Und eben auch die Nahrung, die für meine Seele bestimmt ist, ohne eben zu übertreiben. Wer weiß, was morgen ist.
Mein Körper sollte mir heilig sein, deswegen gehe ich raus, bewege mich, mache Sport und Yoga. Denn ich brauche ihn noch, stark und ausgeglichen. Wer weiß, was morgen ist. 
Du, Leben, hast mich daran erinnert, mich mit Menschen zu umgeben, bei denen ich mich wohl fühle. Die auch auf meine leisen Töne eingehen, da sie mich kennen und wissen, dass ich nicht immer unbedingt sehr laut sein kann. Denn wer weiß, was morgen ist. 
Dinge aussprechen, vor denen ich Angst habe. Verletzlichkeit zulassen. Ehrlich sein. Authentisch. Dankbar. Fokussiert auf das Wesentliche. Achtsam. Und geerdet. Lachen. Lieben. Leben. Denn wer weiß, was morgen ist.

 

 

Dunkel bist du geworden. Ja. Und gleichzeitig so wunderbar.

 

 

 

 

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Dani

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